
Von E.H. Angard
Aus: Kandice (Fam. der Kassette) und v.Flaneur


JA ES IST EIN ECHTER TRAKEHNER ELCH !!!
Schimmelchen ist ein typischer Trakehner. Wobei sich die Mythen über den Trakehner, was das Verhalten angeht, wohl auch auf viele andere Rassen projektieren lässt. Aber ist schon toll, dass einem DIE Rasse soooo viele Ausreden gibt, die nicht einmal in Frage gestellt werden.
Wenn das Training mal nicht so prickelnd ist, sind mein Reitlehrer und ich uns sofort einig:
„Ist halt nen Traki, machen wir Schluss für heute“.
Wenn er beim Tierarzt oder in anderen Situationen mal in die „ich bin heut so Sensibel– Panikattacken" verfällt, ist sofort für alle klar:
„Is schon gut Den darf man nicht zwingen. Is halt nen Trakehner.
Das macht doch alles viel einfacher und man muss nicht lange nach der Ursache für bestimmte Verhaltensweisen suchen oder gar sein reiterliches Können hinterfragen. „Der läuft nicht immer so schlecht, heut is einfach nicht sein Tag....Is halt nen Traki.“
Auch manche Richter auf den Turnieren erkennen das sofort: „Insgesamt eine sehr schöne und durchlässige Vorstellung mit viel Schwung und Ausstrahlung. Hätte etwas sicherer in der Anlehnung sein können, teiweise etwas zu eng – aber na ja, das passiert,... ist HALT NEN TRAKEHNER.“ (O-Ton eines Richters).
Oder aber man steht in der Platzierung, der Richter will einem gerade gratulieren, guckt dann plötzlich etwas verdutzt und sagt: "Oh, ist das nen Trakehner. Suuuper Leistung." Tja, und schon ist man der Starreiter des Tages.
Sowas ist super. Genau das richtige Pferd für mich. Das ist genau so wie:
„Ich will gar nicht reiten. Ich wurde gezwungen!“
Naja, nun mal ernsthaft. Mein Schimmelchen ist schon ein ganz Toller.
Im Umgang ist er das anhänglichste Pferd, was man sich mitunter vorstellen kann. Fremden gegenüber ist er absolut misstrauisch, lässt sich schlecht aufhalftern oder von der Weide reinholen. Da hatte auch ich große Probleme als ich ihn bekam. Auftrensen hat ne geschlagene halbe Stunde gedauert....aus der Box rausholen zwanzig Minuten. Man hat schon nen verlorenen Posten, wenn nen 1.80m Riese (Stockmaß) seinen Kopf hochreckt.Da kann man nur niederknien, betteln und auf Mitleid des Pferdes oder aber auf Hilfe des Reitlehres mit einer Größe von 1.85m warten. Oder aber man nehme ein großes Stück Zucker. Mittlerweile schaffen wir es natürlich auch ohne unerlaubte Hilfsmittel.
Reiterlich hatte ich am Anfang auch meine großen Schwierigkeiten mit ihm...und natürlich sind noch nicht alle ausgemerzt....naja, seine schon...meine aber nicht (bissl Selbstkritik lass ich an dieser Stelle mal zu).
Sein Schwung kann ich endlich aussitzen. Meine Güte....beim ersten Mitteltrab hatte ich echt Angst ich lande neben dem Sattel. Wahrhaftiger Platzmangel. Der Arbeitstrab war auch nicht besser....Gott sei Dank gibt es Versammlung, na ja meine damalige Versammlung zeigte sich einfach, mit stolz erhoben Hauptes der Reiterin, im langsamen reiten ;-) Die restliche Zeit wurde einfach in seiner bequemeren Gangart, dem Galopp verbracht.
Wie man Zuschauer doch täuschen kann. Ich sag ja immer: „Reiten ist, wenn man auf einem dahinrasenden Pferd sitzt und Außenstehende dabei nicht bemerken, wie man sich dabei als Reiter fühlt.“ Okay, rasen passte nun nicht. Aber der Grundsatz stimmt. Wenn wir schon nicht reiten können,wollen wir wenigstens gut aussehen.
Mittlerweile sind auch Schimmelchen und ich schon weiter als einfach Glück zu haben, wenn man heil geradeaus kommt. Wir wurden tatsächlich schon von anderen Menschen in Traversalen und ähnlich irritierenden Lektionen gesichtet, die sich in alle Himmelsrichtungen erstrecken.
Wer hätte das jemals gedacht. Das sogar alles ohne Navigationssystem, was mir mein Reitlehrer bis vor kurzem doch noch so dringend empfohlen hat.
Ich glaube, mein Reitlehrer ist wirklich stolz darauf mich seine Reitschülerin nennen zu dürfen. Bewahre ich ihn doch jeden Tag aufs Neue vor der Arbeitslosigkeit!
Jetzt, neben dem Studium, nutze ich das Reiten hauptsächlich als Entspannung, um von meinem Reitlehrer so nette Aussagen zu hören wie, „guck nach vorn, ich sag dir schon Bescheid wenn das Pferd nicht mehr da ist“ oder „super schöne Piourette...toll wäre es noch, er würde dabei auch die Beine bewegen!“
Ich finde es immer schön so aufmerksame Menschen um mich herum zu haben und ich reite nach wie vorne sehr gerne...nur lernen tue ich es wohl nie.

Gestatten, Gordino formaly known as Jojo
Von Glücksbote
Aus der Feanetta v. Komet
Ein guter DDRler aus Ost Berlin (und auch mit Trakehnerblut...)
Jojo war mein erstes eigenes Pferd und der Erste mit dem ich Turniererfahrungen bis einschließlich Klasse A gesammelt habe.
Getreu dem Motto: „Wenn wir schon nicht gewinnen, reiten wir wenigstens den Platz kaputt!!!“
Von hier ganz versöhnliche Grüße an die Reiter/Pferd Paarungen, denen ich damals hemmungslos in den Weg geritten bin. Ja ja, der gute Abreiteplatz der E- und A Dressuren. Das Recht des Stärkeren....Lieber Tot als Zweiter!
Springen war und ist wohl seine größte Leidenschaft gewesen, die ich ihm nur bedingt erfüllen konnte.
Denn schon nach meiner ersten Reitstunde mit 10 Jahren war mir klar, dass ich die neue Nicole Uphoff werden würde und Jojo natürlich in Rembrandts Fußstapfen treten würde. Olympia war ja so nah. Das mit der Hymne hab ich schon fleißig vorm Spiegel geübt...
Nachdem er allerdings einmal freiwillig einen M-Oxer (1.45) ohne Reiter oben drauf (also nach dem er mich dafür abgesetzt hatte – wofür ich ihn damals auch äußerst dankbar war) spielerisch überwand...war mir klar....okay Rembrandt hat Flügel bekommen und so quälte ich mich einmal die Woche auch, neben den Dressurunterricht, in die Springstunde.
Ein Satz der sich auch da weiter in mein Gedächtnis einprägte war: „ein sehr schöner Sprung. Das ganze jetzt bitte noch einmal mit Reiterin.“
Dazu muss gesagt werden: Als ich ihn damals bekam, war ich gut 12 Jahre alt und er knapp fünf und so hatte JoJo es faustdick hinter den Ohren und ich die Hosen oftmals gestrichen voll. Ich besaß gut zwei Jahre, durch einmal wöchentliches Schulpferde reiten, eine wunderbar flexible Sattelfestigkeit Richtung Schwerkraft zum Sandboden und mein guter Jojo hat das sehr gerne ausgenutzt und ich habe dann einfach aufgehört zu zählen, wie oft ich aufm Boden saß. In den ersten zwei Jahren wohl mehr als im Sattel, vermute ich mal.
In der ersten Springstunde (ich betone, da waren die Stangen eingebuddelt und nicht aufgelegt) hat mich die Schwerkraft glatt zweimal auf den Boden gezogen (So habe ich dann den freien der Fall der Physik auch erstmalig überhaupt wirklich verstanden).
Jojo war nämlich ein sehr freundliches Pferd. Er ließ mich immer zu erst übers Hindernis ....Solche Manieren findet man nicht oft.
Zum anderen konnte er dämonisch gut buckeln und tat dieses auch nicht verbergen. Eine andere Spezialität war sein beliebtes Steigen und mit Reiter umkippen. Rekord: vier mal in nur einer Stunde durchgezogen. Oder auch eine halbe Stunde auf zwei Beinen mit dem Reiter obendrauf prozentual mehr in der Luft zu verbringen als auf dem Boden. Ich weiß nicht mehr, wer von uns beiden da hartnäckiger war.
Meine Mutter ( ein dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an meinen größten Fan, großzügigsten Sponsorin und treuester Turnierchauffeurin "Wie wir müssen um Drei Uhr früh los?" war zu dieser Zeit meines Reiterdaseins übrigens ein psychisches Wrack, die schon im Stall anrief, wenn der Rettungswagen im Ort ging.
Die Notaufnahme hat mich übrigens schon namentlich begrüsst. Ich fand das sehr familiär dort.
Aber gebrochen habe ich mir nie was. Prellungen und Quetschungen, sowie ausgekugelte Gelenke schmerzen meiner Meinung nach auch viel mehr. Pferd brauche ich hier nicht erwähnen, der hat nämlich genau gewusst was er tat. Ergo kein eigenes Aua. Vielleicht wollte er einfach nur spielen....
Aber dennoch waren wir ein eingeschweißtes Team. Wir wurden beide älter und ich wohl auch etwas sattelfester. Ihm habe ich übrigens zu verdanken, dass ich mittlerweile NICHT mehr so schnell ausm Sattel rutsche. Mit ihm habe ich so jeden Jux angestellt, den man sich nur vorstellen kann.
Heute kann ich vielleicht behaupten, dass war der pure Leichtsinn ( Jaja, die Juxer von früher).
Mit Halfter und Strick ohne Sattel ins Gelände und Hackengas sowie Scheinwerfer an was das Zeug hält. Hätte auch böse ausgehen können. IST ABER NICHT. Nur einmal haben wir fast Spaziergänger hinter ner Kurve umgenietet......auweia. Aber die konnten auch ganz gut rennen....
Er war ein totales Verlasspferd, wenn es darauf ankam und doch genug Temperament und einige Flausen im Kopf. Und ähem...immerhin sind wir auch Kreismeister der Dressur geworden, nech.
Also Medaillie haben wa....nur die Hymne haben sie uns nich gespielt - fühl mich da heute noch irgendwie betrogen
.
Habe ich schon erwähnt das Reiten Spaß macht???

